„Warte, ich muss nur noch kurz ein Bild davon machen…“

Letztens machte mich jemand darauf aufmerksam, dass ich doch wirklich jedes auch noch so unwichtige Teil fotografieren würde, obwohl ich mich besser über die Aussicht unterhalten könnte, als ein Bild von ihr zu machen.

Und ja, das stimmt. Ich möchte gerade heute, wo die Welt so unaufhaltbar schnell ist und nahezu alles vergänglich scheint, die schönen Momente ganz fest bei mir tragen und jedes kleine Detail, jedes grüne Blatt auf dem Boden, festhalten und niemals wieder vergessen.

Selbst noch in fünfzig Jahren im Lehnsessel sitzen und mir Fotoalben (wohl eher iCloud-Dateien, wenn ich ehrlich bin) ansehen und mich an die schöne Zeit erinnern können. Nur für einen Augenblick die Erde anhalten und auf „Wiederholung“ drücken.

Aber was, wenn wir dabei unser „Drumherum“ aus den Augen verlieren, zwanghaft versuchen, sich alles einzuprägen und festzuhalten, obwohl das, was gerade um uns herum passiert, die Menschen, die diesen Momente erst wichtigmachen, ausblenden?

Fotos sind eben nur Momentaufnahmen und keine 4D-Apparate, die uns den schönen Augenblick wieder lebhaft versuchen wiederzubringen.

Manchmal ist es vielleicht keine schlechte Idee, sich den Moment bewusst zu machen und zu erleben. Tief durchzuatmen und merken, ja, dafür brauche ich kein Foto, daran werde ich mich auch noch ewig erinnern können, weil sich eben alles so „echt“ anfühlt.

Fühlen, leben, bewusstmachen – im Nachhinein können wir immer noch Bilder machen, und wenn nicht, dann den Freunden mit Begeisterung von dem einen Augenblick erzählen.

Denn Geschichten sind viel mehr als ein Bild. Geschichten sind brillante Kinostreifen mit gratis Popcorn.